Aktuelle Veranstaltungen
Im Oktober geht es um das Thema „Das Grauen der ungelebten (Homo-)Sexualität“
Wir werden uns mit der Frage auseinanderzusetzen, was es für manche Menschen bedeutet, ihre Sehnsucht nach Liebe nicht stillen zu können.
07.10.2025 Viktor Frankenstein und sein „Monster“
Das 19. Jahrhundert war gekennzeichnet durch ein Paradox von sozialer Öffnung, sozialen Umbrüchen und der romantischen Sehnsucht nach heiler Natur, hervorgerufen durch das beginnende Maschinenzeitalter. Im Jahr 1816 reiste die damals erst 18-jährige Mary Godwin mit ihrem zukünftigen Ehemann, Percy B. Shelley, an den Genfer See, um dort den bisexuellen Lord Byron und andere sexuell Libertäre zu besuchen. Es wurde wegen der globalen meteorologischen Auswirkungen infolge des Ausbruchs des indonesischen Vulkans Tambora das „Jahr ohne Sommer“ genannt. Die Anwesenden konnten aufgrund des extrem schlechten Wetters das Haus nur selten verlassen. Um sich abzulenken, stellte sich die Gruppe die Aufgabe, Schauergeschichten zu entwickeln. Beeinflusst durch einen Albtraum entwarf Mary Godwin eine Kurzgeschichte, in der mit Hilfe galvanischer Elektrizität ein Leichnam wiederbelebt wurde. Diese Horrorgeschichte spielte in dem zwei Jahre später veröffentlichten Roman allerdings kaum noch eine Rolle. Vielmehr „ist das Wesen nur äußerlich ein Monstrum, innerlich entspricht es dem Idealbild des edlen Wilden, des unverdorbenen Naturmenschen,“ (Wikipedia, Frankenstein), das zunehmend unter seiner Einsamkeit leidet und von seinem Schöpfer fordert, ihm eine zweites (weibliches) Geschöpf zur Seite zu stellen. Als Frankenstein dieses zweite Geschöpf zerstört, bevor es zum Leben erweckt wird, schlägt die naive Freundlichkeit des Geschöpfes in Hass um und es beginnt Menschen aus der Familie Frankensteins zu morden. Mary Shelley's Roman ist eine komplexe psychologische Studie über den selbstherrlichen, aber innerlich zerrissenen „modernen Prometheus“ Frankenstein und sein Geschöpf. Roland Marzinowski wird uns seine Sicht über die „queeren Aspekte“ dieses berühmten und oft verfilmten Romans näher bringen.
21.10.2025 Ein „Mann ohne Eigenschaften“? Julian Green's Roman „Treibgut“
Beim Erscheinen 1932 hagelte es enttäuschte Verrisse. Die neue deutsche Übersetzung von Wolfgang Matz begeistert dagegen die KritikerInnen. Julian Green verbindet in seinem Roman verschiedene Ebenen: der Protagonist, Philippe Cléry, lebt mit seiner Frau Henriette und deren Schwester Éliane im noblen 16. Pariser Arrondissement de Passy unweit des Trocadéro in einer spannungsgeladenen Dreierkonstellation zusammen. Die Ehe war im Grunde bereits seit der Hochzeitsnacht gescheitert, in der sich Philippe überraschend als impotent erwies und ihm nur in einem Anfall von Hass der körperliche Vollzug gelingt, aus dem das einzige gemeinsame Kind, Robert, hervorgeht. Éliane wiederum, die ihren Schwager unausgesprochen liebt, umsorgt ihn mit einer "nie nachlassenden Güte", die ihn aber mehr nervt als rührt. Eine weitere Ebene ist die literarische Kartierung des düsteren nächtliche Paris, das Philippe in einer ihm unbewussten Suche nach homoerotischen Abenteuern durchwandert. Bei einem dieser Spaziergänge kommt es zu der ihn zutiefst verstörende Entdeckung, dass er ein "Feigling" ist. Er kommt einer Frau, die offenbar von ihrem Begleiter bedroht wird, aus Angst nicht zu Hilfe. Später findet man ihre Leiche in der Seine treibend: "Treibgut". Unser langjähriger Gast, Gerhard Müller, der aus Kärnten stammt, wo Julian Green auf eigenen Wunsch begraben wurde, wird uns Passagen vorlesen, die uns Green's Intentionen verstehen lassen. Als "Bonus-Track" wird er uns Bilder von literarisch wichtigen Orten seiner Heimat Kärnten zeigen.
Alle Veranstaltungen finden nach jetziger Planung „live“ im Switchboard statt.
Alte Gasse 36, 60313 Frankfurt am Main, von 14:30 bis ca. 17 Uhr. Die eigentliche Veranstaltung beginnt gegen 15 Uhr.
Bei akuten Infektionen bitte zu hause auskurieren!
Damit wir wegen der begrenzten Sitze im Switchboard (maximal 25 Sitzplätze) niemanden wegschicken müssen, bitten wir um Anmeldung unter cafekarussel@gmx.de.
Alle Veranstaltungen dauern ungefähr 1 1/2 Stunden.
Das Switchboard in der Alten Gasse 36 öffnet wie immer um 14:30 Uhr,
die eigentliche Veranstaltung beginnt gegen 15:15 Uhr.
Außerdem:
Jeden Dienstag in der Zeit von 14:00 bis 16:00 Uhr bietet ein qualifizierter Berater der AG36 – Schwules Zentrum – telefonische (069) 295959 und persönliche Beratung für homosexuelle Männer 60 plus in der Alten Gasse 36 an.
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