Aktuelle Veranstaltungen

 

Im April hibt es zwei sich ergänzende Veranstaltungen zum Thema „Homosexuellenprozesse in Frankfurt 1950/51“

 

01.04.2025 Judasengel – Lesung mit Horst Tim Riethausen

Der Historiker Hans Joachim Schoeps konstatierte 1963: „Für die Homosexuellen ist das Dritte Reich noch nicht zu Ende.“. Denn der Paragraph 175 wurde auch nach 1945 in der von den Nazis verschärften Fassung in der BRD angewendet. Hatte die Justiz unmittelbar nach Kriegsende zunächst Zurückhaltung in dieser Hinsicht geübt, kam es in den Jahren 1950/1951 in Frankfurt zu einer Verfolgungswelle gegen homosexuelle Männer. Ausgelöst wurde sie durch den 17-jährigen Stricher Otto Blankenstein, der am 16. Juli 1950 in Frankfurt wegen „gewerbsmäßiger gleichgeschlechtlicher Prostitution“ verhaftet wurde und in Verhören die Namen von 70 Männern preisgab, mit denen er Geschlechtsverkehr gehabt haben wollte. Der Staatsanwalt Thiede führte insgesamt gegen 280 Personen 240 Ermittlungen durch und ließ 100 Personen teilweise an ihren Arbeitsplätzen verhaften. Bis zum Jahresende wurden 75 Anklagen erhoben. Der Richter Dr. Kurt Ronimi, der während des sogenannten „Dritten Reiches“ in Fällen des § 175 StGB als hart durchgreifender Staatsanwalt bekannt und weiterhin im Dienst war, zog entgegen des neu verabschiedeten Gerichtsverfassungsgesetzes, das eine Verteilung solcher Verfahren auf mehrere Kammern vorsah, alle Verfahren in einer „Sonderkammer“ an sich. Horst Tim Riethausen hat sieben Jahre recherchiert, um in seinem historischen Kriminalroman „Judasengel“ die Geschehnisse so authentisch wie möglich beschreiben zu können.

 

15.04.2025 Film: „Das Ende des Schweigens“

Der Regisseur van Tien Hoang rief 2010 mittels Crowd Funding zur finanziellen Unterstützung des von ihm mit großer Hartnäckigkeit verfolgten Filmprojektes über die Frankfurter Homosexuellenprozesse von 1950/51 auf. Van Tien Hoang recherchierte intensiv und sprach mit Zeitzeugen und Historikern über diesen Rückfall in Nazi-Methoden der Homosexuellenverfolgung, bevor er darüber einen halbdokumentarischen Spielfilm drehte. Insbesondere die Figur des Otto Blankenstein bleibt bis heute rätselhaft. Der Historiker Raimund Wolfert schrieb dazu im „Frankfurter Personenlexikon“: „Sein Lebensweg und seine wahre Identität liegen nach wie vor im Dunkeln. Offenbar war B. nicht sein bürgerlicher Name, und auch sein Geburtsdatum gilt nicht als gesichert. ... Die Ursachen für die Unklarheiten liegen einerseits in dem betrügerischen Rollenspiel begründet, das B. beherrschte, andererseits dürften konkrete Angaben zu seiner Person von den Behörden gezielt nicht an die Öffentlichkeit getragen worden sein.“ (vgl. frankfurter-personenlexikon.de/node/5991). Dieser immer elegant gekleidete Strichjunge, der seinen Körper Männern wie Frauen zur Verfügung stellte, wurde in den Händen des Staatsanwalts Thiede und des Obergerichtsrats Romini zum Werkzeug einer „beispiellosen Hetzjagd gegen Schwule in der jungen Bundesrepublik“, wie Erwin In het Panhuis am 15.11.2020 auf queer.de schrieb. Zur Aufführung kam der Film erst 2020 auf dem queeren Filmfestival in Weiterstadt. Der Regisseur ist über den Verleih für eine anschließende Diskussion angefragt.

 

 

Alle Veranstaltungen finden nach jetziger Planung „live“ im Switchboard statt.

Alte Gasse 36, 60313 Frankfurt am Main, von 14:30 bis ca. 17 Uhr. Die eigentliche Veranstaltung beginnt gegen 15 Uhr.

 

Bei akuten Infektionen bitte zu hause auskurieren!

 

Damit wir wegen der begrenzten Sitze im Switchboard (maximal 25 Sitzplätze) niemanden wegschicken müssen, bitten wir um Anmeldung unter cafekarussel@gmx.de.

 

Alle Veranstaltungen dauern ungefähr 1 1/2 Stunden.

Das Switchboard in der Alten Gasse 36 öffnet wie immer um 14:30 Uhr,

die eigentliche Veranstaltung beginnt gegen 15:15 Uhr.

 

Außerdem:

Jeden Dienstag in der Zeit von 14:00 bis 16:00 Uhr bietet ein qualifizierter Berater der AG36 – Schwules Zentrum – telefonische (069) 295959 und persönliche Beratung für homosexuelle Männer 60 plus in der Alten Gasse 36 an.

 

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